Energiewende

Landschaftsbild und Energiewende

Projekttitel: Landschaftsbild und Energiewende

Im Fokus

  • Analyse landschaftsästhetischer Wirkungen von Windenergie-, Freiflächenphotovoltaik-, Biogasanlagen und Pumpspeicherkraftwerken
  • Vorschläge und Empfehlungen zur besseren Berücksichtigung dieser Aspekte bei Planung und Genehmigung
  • Möglichkeiten der partizipativen Ausgestaltung landschaftsästhetischer Bewertungen

Kontakt

Technische Universität Dresden
Professur für Landschaftsplanung an der TU Dresden
Fakultät Architektur, Institut für Landschaftsarchitektur
Helmholtzstraße 10 , 01062 Dresden
Prof. Dr. Catrin Schmidt
Tel: 0351/463-3-3383
catrin.schmidt(at)avoid-unrequested-mailstu-dresden.de

Förderung

FKZ 3515 82 3400
UFOPLAN 2015
Laufzeit: 01.10.2015-30.06.2017

Der Umstieg auf erneuerbare Energien, etwa der Ausbau von Wind- und Freiflächenphotovoltaikanlagen, Biogasanlagen oder Pumpspeicherkraftwerken, schlägt sich im Landschaftsbild nieder. Durch eine Betrachtung der landschaftsästhetischen Folgen der Energiewende und ihrer derzeitigen Handhabung in Planungs- und Zulassungsverfahren wurden Vorschläge und Empfehlungen erarbeitet, um die gängigen Bewertungsmethoden weiterzuentwickeln. Diese sollten zugleich der Tatsache Rechnung tragen, dass eine Wahrnehmung von Landschaft und landschaftlichen Veränderungen individuell sehr verschieden erfolgt. Vor diesem Hintergrund war auch Gegenstand des Vorhabens, Möglichkeiten einer partizipativen Ausgestaltung landschaftsästhetischer Bewertungen im Besonderen und von Planungsverfahren im Allgemeinen zu betrachten.

Vorgehen

Im ersten Arbeitsschritt wurde der Frage nachgegangen, mit welchen Entwicklungstendenzen in unseren Landschaften in den kommenden Jahren zu rechnen ist. Wie sind die Folgen der Energiewende landschaftsästhetisch zu beschreiben und welche Faktoren spielen dabei eine besondere Rolle? Die Analyse des durchlaufenden und die Prognose des kommenden Landschaftswandels zeigen physische Veränderungen und deren maßgebliche landschaftsästhetische Komponenten auf. 

Dann wurde der aktuelle Forschungsstand in Praxis und Forschung herausgestellt. Wo liegen Defizite und dringender Handlungsbedarf beim planerischen Umgang mit der Energiewende? Konflikte, die im Spannungsfeld Landschaftsbild und Energiewende entstehen könnten, sind somit vorhersehbarer.

Aus diesen Erkenntnissen wurden im dritten Arbeitsschritt empfehlenswerte Herangehensweisen im Umgang mit der Wahrnehmung von Landschaftswandel und Energiewende abgeleitet. Die Mitwirkungsmöglichkeiten verschiedener Akteure und der Öffentlichkeit wurden diskutiert. Da die Mitwirkung der Öffentlichkeit seitens der Planer Kenntnisse über die Wahrnehmung und Konstruktion von Landschaft und Energiewende voraussetzt, wurden auch diese Kenntnisse erarbeitet.

Schließlich wurden landschaftsarchitektonische Ansätze von Studierenden mit einbezogen. Wie kann unter den Vorzeichen der Energiewende eine neue gestalterische Qualität an Landschaft entstehen, eine neue Landschaftsarchitektur? Worauf sollte bei der landschaftsästhetischen Gestaltung der Energielandschaften besonders geachtet werden? 

Die Ergebnisse dieser Schritte wurden in einem zweibändigen Forschungsbericht detailliert zusammengetragen, aufbereitet und veröffentlicht.

Ergebnisse

Band 1 des Forschungsberichtes fasst die erarbeiteten fachlichen Grundlagen zusammen, während in Band 2 des Berichtes praxisorientierte Handlungsempfehlungen aufbereitet wurden.

Im ersten Band wurden, ausgehend von einer Klärung maßgeblicher Fachbegriffe und einer inhaltlichen Schwerpunktsetzung in Kapitel 1, in Kapitel 2 landschaftsästhetisch maßgebliche Wirkfaktoren und Wirkungen der Energiewende aufgezeigt. Deutlich wurde dabei, dass der Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energien in einer ausgesprochen hohen Geschwindigkeit verläuft und mit raumwirksamen landschaftlichen Veränderungen verbunden ist, die nahezu zwangsläufig die ästhetische Wahrnehmung und den Charakter unserer Landschaften verändern und deshalb im höchsten Maße öffentlichkeits- und planungsrelevant sind.

Kapitel 3 zeigt darauf aufbauend, dass es in Deutschland keine Standardmethode für die Bewertung des Landschaftsbildes bzw. landschaftsästhetischer Aspekte (einschließlich akustischer oder auch olfaktorischer Aspekte) gibt, sondern dass auch methodisch eine enorme Vielfalt (und Eigenart) zu konstatieren ist. Im Vergleich zu Deutschland werden Landschaftsveränderungen im Zuge der Energiewende in anderen europäischen Ländern wesentlich partizipativer vorbereitet und begleitet. Dabei spielen landschaftsästhetische Aspekte vielfach eine maßgebliche Rolle. Zugleich wird ein durch den Ausbau erneuerbarer Energien hervorgerufener Landschaftswandel explizit als Gestaltungsauftrag verstanden (vgl. Kap. 3.2). Das in einem Teil der europäischen Länder beheimatete "Landscape Character Assessment" kann wertvolle Impulse für die methodische Weiterentwicklung in Deutschland geben.

Anknüpfend an die in Kapitel 2.2 dargelegten Planungs- und Zulassungsverfahren für die betrachteten Vorhabenstypen wurde in Kapitel 4 der Stand der Praxis in Deutschland eingehender untersucht. Die Ergebnisse sind sehr ernüchternd: Denn obgleich die Energiewende so umfangreiche landschaftsästhetische Veränderungen auslöst, werden diese in den untersuchten Planungs- und Zulassungsverfahren nur unzureichend berücksichtigt. Landschaftsbild und Landschaftsästhetik stellen nach wie vor oftmals Defizitbereiche in der Planung und Zulassung von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien dar. Ein Vergleich der Planungs- und Zulassungsverfahren der vier untersuchten Vorhabenstypen einschließlich einer Auswertung der aktuellen Rechtsprechung (insbesondere in Bezug auf die Konzentrationsflächenplanung im Bereich der Windenergienutzung) illustriert zugleich, dass sich die Möglichkeiten und Rahmenbedingungen für eine Berücksichtigung landschaftsästhetischer Aspekte von Vorhabenstyp zu Vorhabenstyp und von Instrument zu Instrument maßgeblich unterscheiden. Zudem sind Unterschiede in der Handhabung der Instrumente von Bundesland zu Bundesland zu erkennen, wie am Vergleich des Kompensationsumfanges für den Eingriff von Windenergieanlagen ins Landschaftsbild deutlich wurde.

Vor diesem Hintergrund wird in den Handlungsempfehlungen des Bandes 2 direkt an den unterschiedlichen Planungs- und Zulassungsverfahren des jeweiligen Energieträgers angesetzt und damit nach Instrument und Planungsebene unterschieden. Zugleich soll dabei nicht aus dem Blick verloren werden, dass die vorsorgende Landschaftsplanung für andere umweltbezogene Instrumente vielfältige Grundlagen erarbeiten kann, so dass eine Qualifizierung der vorsorgenden Landschaftsplanung auch einen Beitrag zur Qualifizierung der anderen Instrumente leisten kann.

In Kapitel 5 des Bandes 1 des Forschungsberichtes wird die Wahrnehmung der Energiewende am Beispiel von Bürgerinitiativen für und gegen Windenergie vertiefend betrachtet. Dabei bieten sozialkonstruktivistische und explizit diskurstheoretische Herangehensweisen einen zielführenden Ansatz, um die Argumente der Bürgerinitiativen und deren Hintergründe besser nachvollziehen und alternative Deutungsmuster auffächern zu können – damit also die Sichtweise auf die Existenz unterschiedlichster, paralleler (Be)Wertungsmöglichkeiten von Landschaft und landschaftsästhetischen Aspekten zu lenken. Kapitel 5.1 bis 5.8 stellen dabei sowohl den methodischen Ansatz als auch die Ergebnisse der Websiteanalyse von 280 Bürgerinitiativen, sowie der viertieften qualitativen Analyse von 40 Bürgerinitiativen dar. In Kapitel 5.9 werden diese mit Analysen physischer Landschaftsmerkmale in den Landschaften der untersuchten Bürgerinitiativen korreliert, um planerisch relevante Schlussfolgerungen zu ziehen. 

Während Kapitel 6 eine Kurzanalyse von Bürgerinitiativen gegen Biogasanlagen ergänzt, dient Kapitel 7 dazu, die gewonnenen Erkenntnisse zu Motiven und Ausprägungen bürgerschaftlichen Protestes mit Möglichkeiten und Grenzen der Einbeziehung der Bevölkerung in Planungs- und Zulassungsverfahren zu verknüpfen. Dabei werden nationale Studien zu Erfahrungen der Beteiligung bei Energieprojekten (Kap. 1.2) und Fallbeispiele aus europäischen Ländern (Kap. 7.2) ausgewertet. Aus beiden Recherchen ergibt sich die hohe Bedeutung der visuellen Kommunikation, die deshalb in Kapitel 7.3 eingehender betrachtet wird. Landschaft sollte insgesamt künftig deutlich partizipativer entwickelt werden, dies betrifft auch und gerade Energielandschaften.

Dieser Aspekt wird u.a. auch in Kapitel 8 aufgegriffen, in welchem nach neuen Impulsen für eine ästhetische Qualifizierung neuer Landschaftsbilder gesucht wird. Dazu wurde an den Universitäten Dresden und Kassel ein studentischer Entwurfswettbewerb durchgeführt, in welchem im Plangebiet der Stadt Oederan nicht nur ein definierter Energieertrag durch erneuerbare Energien zu erbringen war, sondern zugleich eine ästhetisch ansprechende und erlebniswirksame Gestaltung der neuen Energielandschaft erfolgen sollte. Ergänzt wurde der Wettbewerb durch studentische Arbeiten an der Universität Tübingen, die gesellschaftspolitische Fragestellungen in den Mittelpunkt stellten (Kap. 8.3).

Die in Band 1 zusammengefassten Arbeitsergebnisse stellen die Grundlagen für die in Band 2 gesondert aufbereiteten Handlungsempfehlungen dar. Diese gliedern sich in Abhängigkeit vom Adressaten in solche, die sich an Gesetz- und Verordnungs¬geber und solche, die sich an Planungsbüros und Behörden richten, welche in die Planung und Zulassung von Windenergie-, Photovoltaik- und Biogasanlagen sowie Pumpspeicherkraftwerken einbezogen sind. Ein Bezug zu den hier dargelegten Basisuntersuchungen wird durch gezielte Verweise auf Grundlagenkapitel hergestellt.

Landschaftsbild und Energiewende

Ergebnisse des gleichnamigen Forschungsvorhabens im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz. Band 1 (2018).

Landschaftsbild und Energiewende

Ergebnisse des gleichnamigen Forschungsvorhabens im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz. Band 2 (2018).

Gedruckte Exemplare des zweibändigen Abschlussberichtes können kostenlos bestellt werden. Bitte senden Sie dazu eine Mail mit der postalischen Lieferadresse und dem Betreff "Bestellung Abschlussbericht Landschaftsbild und Energiewende" an corinna.schmidt(at)avoid-unrequested-mailsbfn.de

 

Arbeitspakete

Arbeitspakete

  1. Analyse des durchlaufenden und Prognose des kommenden Landschaftswandels
  2. Der aktuelle Forschungsstand im Bereich Landschaftsbild und Energiewende
  3. Die Rolle der Öffentlichkeit in der Landschaftsplanung 
  4. Landschaftsarchitektonische Ansätze von Studierenden
  5. Zusammenfassung und Veröffentlichung der Ergebnisse

Projektpartner

Projektpartner

Projektleitung 
Technische Universität Dresden
Professur für Landschaftsplanung an der TU Dresden
Fakultät Architektur, Institut für Landschaftsarchitektur
Helmholtzstraße 10 , 01062 Dresden
Prof. Dr. Catrin Schmidt
Tel: 0351/463-3-3383
catrin.schmidt(at)avoid-unrequested-mailstu-dresden.de

Projektpartner 
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Ländliche Räume, Regionalmanagement
Prof. Dr. Dr. Olaf Kühne
Dr. Florian Weber
Weihenstephaner Berg 5, 85354 Freising

Weitere Projektpartner 
Hage + Hoppenstedt Partner
Gartenstr. 88, 72108 Rottenburg
Gottfried Hage
Tel: 07472/9622-0

Prof. Dipl. Ing. Adrian Hoppenstedt 
Fridastr. 24, 30161 Hannover
Tel: 0511/344574

Universität Kassel 
Fachbereich ASL Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung
Fachgebiet Landschaftsplanung / Landnutzung 
Gottschalkstraße 26, 34127 Kassel 
Prof. Dr. Diedrich Bruns
Tel: 0561/804-3559

Fördergeber 
Bundesamt für Naturschutz
FG II 4.3 Naturschutz und Erneuerbare Energien
Alte Messe 6, 04013 Leipzig

Dipl.-Ing. Sarah Böttner
Tel.: 0341 30977-161
Sarah.Boettner(at)avoid-unrequested-mailsBfN.de

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