Energiewende

Empfehlung für bundesweite Signifikanzschwelle zum Schutz von Fledermäusen

Windenergieanlagen stellen eine Gefahr für Fledermäuse dar, sofern die Anlagen ohne Schutzvorkehrungen betrieben werden. Im freien Luftraum sind besonders jagende und ziehende Arten Kollisionsrisiken ausgesetzt. Hohe Ausbauziele bei Windenergieanlagen erfordern deshalb Maßnahmen, die Gefährdungen für Fledermäuse minimieren.

Bisher existierte keine fachliche Herleitung für eine Schwelle, die als Grundlage bundesweit einheitlicher Regelungen für Abschaltungen von Windenergieanlagen zum Schutz von Fledermäusen herangezogen werden kann. Leitfäden und Handreichungen in den Bundesländern arbeiten mit einer Spanne von Schwellen für die maximale Anzahl durch Windenergieanlagen getöteter Fledermäuse. Sie reichen von unter 0,5 über <1 bis zu 2 toten Tieren pro Anlage und Jahr.

Die sogenannte Signifikanzschwelle legt fest, wie viele tote Fledermäuse pro Windenergieanlage und Jahr tolerierbar sind. Das Bundesamt für Naturschutz hatte deshalb im Jahr 2021 ein entsprechendes Forschungs- und Entwicklungsvorhaben vergeben. Die Ergebnisse hat das BfN jetzt präsentiert.

Innerhalb des Vorhabens wurde auf Basis von Fachliteratur, Verwaltungsvorschriften und Gerichtsurteilen ein Entwurf für die Herleitung der Signifikanzschwelle erarbeitet. Dieser schlägt einen bundeseinheitlichen Schwellenwert von im Durchschnitt weniger als einem Tier pro Anlage und Jahr vor. Nur so lassen sich nach Einschätzung der Expert*innen mögliche negative Auswirkungen auf die empfindlichen Populationen einiger Fledermausarten verhindern. Da die Reproduktionsrate von Fledermäusen sehr niedrig ist, können bereits gering erhöhte Mortalitätsraten zu einem erhöhten Aussterberisiko führen.

Die Veröffentlichung der Empfehlung des Bundesamtes für Naturschutz ist ein Beitrag zur Diskussion um eine Standardisierung. Anliegen ist ein möglichst naturverträglicher Ausbau der Windenergienutzung mit einer Minimierung möglicher Beeinträchtigungen.

Zudem enthält die Veröffentlichung nach Region und Jahreszeit differenzierte Abschaltvorgaben, mit denen Abschaltungen von Windenergieanlagen zum Schutz von Fledermäusen zukünftig noch passgenauer auf ein notwendiges Maß reduziert werden können.

Um die Expertise verschiedener Interessengruppen in die Empfehlung einfließen zu lassen, wurde ein erster Entwurf der Fachempfehlung an verschiedene Akteure mit der Möglichkeit zur Stellungnahme versendet, darunter der Bundesverband Windenergie BWE. Der BWE hat sich nach Abgabe seiner Stellungnahme aus dem Konsultationsprozess zurückgezogen.


BfN-Schriften 682 - Diskussionspapier: Fachempfehlung für eine bundesweite Signifikanzschwelle für Fledermäuse und Windenergieanlagen; Markus Dietz, Anja Fritzsche, Adrian Johst, Nina Ruhl. BfN-Schriften 682, Bonn 2024

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Mitteilung des BfN vom 19.03.2024