Energiewende
Das Titelblatt von BfN-Skript 455, geschlagenes Holz im Wald

Energiewende und Waldbiodiversität

Das Spannungsfeld zwischen der Intensivierung der Wald-Energieholznutzung und dem Erhalt der Biodiversität in Wäldern in Deutschland steht im Zentrum eines Forschungsvorhabens der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, dessen Ergebnisse nun mit der Ausgabe Nr. 455 in der Reihe BfN-Skripten erschienen sind.

Es leistet Beiträge zur Beantwortung der folgenden Fragen:

  1. Wie wirkt sich eine verstärkte Energieholznutzung auf die Biodiversität in Wäldern aus?
  2. Welche Energieholzmengen sind nachhaltig nutzbar, ohne die Waldbiodiversität zu beeinträchtigen?
  3. Welche Steuerungsinstrumente regeln derzeit die Waldenergieholznutzung?
  4. Wie wird das Thema "Energieholznutzung und Waldbiodiversität" von den beteiligten Akteuren wahrgenommen?

Anhand von Potenzialstudien in Modellregionen und auf Bundesebene zeigen die Autoren, dass bei der derzeitigen Einschlagshöhe das Waldenergieholzpotenzial der deutschen Wälder weitgehend ausgeschöpft wird und eine weitere Steigerung der (Energieholz-)Nutzung nur auf Kosten der stofflichen Holznutzung und/oder der Biodiversität möglich ist.

Mittels multivariater Analyseverfahren arbeitet das Autorenkollektiv heraus, dass sich seit Beginn der Energiewende 2008 bislang keine negativen Auswirkungen einer Nutzungsintensivierung im Allgemeinen oder einer verstärkten Energieholznutzung im Besonderen auf sensible Vogelgemeinschaften nachweisen lassen. Ein statistischer Zusammenhang zwischen naturschutzfachlich bedeutenden Strukturänderungen in Wäldern durch eine verstärkte Waldenergieholznutzung und Veränderungen der mittleren Populationsdichten ausgewählter Waldvogelarten konnte nicht festgestellt werden. Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass die Möglichkeiten, auf Grundlage der aktuell verfügbaren Datenlage belastbare Aussagen über den Einfluss der (Energie)Holznutzung auf die Waldbiodiversität abzuleiten, zurzeit noch begrenzt sind. Um relevante Auswertungen auf der Ebene von ökologischen Wuchsräumen vornehmen zu können, sollten die Strukturindikatoren der Bundeswaldinventur und die Indikatoren des vom DDA durchgeführten "Monitoring häufiger Brutvögel" künftig besser aufeinander abgestimmt werden und ein flächenmäßiger sowie zeitlicher Abgleich zumindest in repräsentativen Stichproben angestrebt werden. Erste in diese Richtung vorgenommene Vorstudien der Autoren erscheinen vielversprechend.
Die Autoren stellen weiterhin fest, dass die größte Gefahr einer intensivierten Energieholznutzung in naturnahen Wäldern des Buchen-(Tannen-Fichten-)Typs der Verlust von Totholz und Altholzstrukturen darstellt. Diesem kann über Maßnahmen zum Strukturerhalt sowohl auf Landschafts- wie auf Bestandsebene grundsätzlich entgegengewirkt werden. In Waldtypen, in denen lichte Waldstrukturen eine wichtige Rolle für die Biodiversität spielen, können seltene Baumarten und gefährdete Habitatspezialisten durch eine verstärkte Waldenergieholznutzung sogar gefördert werden.

Befragungen der Autoren auf regionaler Ebene zeigen, dass die Waldenergieholznutzung bisher in der Bevölkerung überwiegend positiv gesehen wird. Auch Naturschutzverbände befassten sich derzeit kaum mit dem Thema Waldenergieholz. Die meisten Bedenken zur Waldenergieholznutzung beziehen sich auf eine mögliche Übernutzung und damit ein die Forstwirtschaft insgesamt betreffendes Thema.

Die Ergebnisse sind in dem BfN-Skript 455 "Energiewende und Waldbiodiversität" erhältlich und können als PDF heruntergeladen oder kostenfrei in gedruckter Form bezogen werden.
Bestellungen richten Sie bitte an: 

Bundesamt für Naturschutz, FG II 3.1
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Tel.: 0228-8491- 1827