Mit diesem Projekt sollen verschiedene Methoden zur Beurteilung der Naturnähe der Baumartenzusammensetzung von Wäldern in Deutschland verglichen sowie Vorschläge für eine transparentere, räumlich und zeitlich umfassendere Beurteilung unterbreitet werden.
Natürlichen und naturnahen Waldgesellschaften wird in der Waldstrategie 2020 (BMELV) und in der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt (BMUB) eine wichtige Rolle zur Anpassung der Wälder an den Klimawandel und zur Förderung der biologischen Vielfalt zugeschrieben. Weil es in Deutschland keine natürlichen Wälder mehr gibt, beschreibt die „Naturnähe“ als Ersatzreferenz die Abweichung des aktuellen Zustandes eines Ökosystems von einem Naturzustand. Dieser nicht mehr vorhandene Naturzustand wird mit Hilfe der „potenziellen natürlichen Vegetation“ (PNV) konstruiert. PNV-Karten und ihre Erläuterungsbände dienen wiederum als Referenz für Planungen und Maßnahmen in Natur und Landschaft und als Referenz für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, bei denen die Pflanzung einer „natürlichen Baumartenzusammensetzung im Sinne der PNV“ gefordert wird. Auch die Forstverwaltungen vieler Bundesländer orientieren sich im Rahmen der naturnahen Waldwirtschaft an einer „wie auch immer gearteten natürlichen Referenz“. Das Kriterium der Naturnähe besitzt damit eine zentrale umwelt- und naturschutzpolitische Bedeutung. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Biomassenutzung in Wäldern als Teil der Energiewende steigt die Dringlichkeit, aussagekräftige Kriterien und Konzepte zu entwickeln, um die Auswirkungen von Bewirtschaftungseingriffen im Vergleich zum natürlichen Referenzzustand des Waldes zu beurteilen.
Die Herleitung dieser „wie auch immer gearteten natürlichen Referenz“ ist jedoch nicht standardisiert und es ist vollkommen unbekannt, wie stark die unterschiedlichen dafür verwendeten Methoden und Annahmen im Ergebnis voneinander abweichen. Folglich ist ein Vergleich der mit verschiedenen Methoden bestimmten „Naturnähen“ nahezu unmöglich, und damit auch die Bedeutung und Repräsentanz des Begriffs nicht vertretbar. Aus diesem Grund ist es von erheblicher umweltpolitischer Bedeutung und landschaftsprägender Praxisrelevanz, die Vorgehensweisen zur Ableitung der Naturnähe zu analysieren. In diesem Projekt geht es deshalb besonders darum, den Effekt dieser verschiedenen Vorgehensweisen zu vergleichen und zu quantifizieren.
Das Projekt arbeitet mit der vom Bundesamt für Naturschutz veröffentlichten „Karte der Potenziellen Natürlichen Vegetation Deutschlands“ (Bohn et al. 2003, Suck und Bushart 2011). Grundlage für die angestrebte Modellierung dieser Arbeit sind die Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur (BWI) und dabei speziell die Baumartenzusammensetzung der Bestockung. Diese BWI Daten sollen mit Hilfe von Optimumkurven mit der Artenzusammensatzung der PNV auf verschiedenen Hierarchieebenen unterschiedlicher Detailliertheit und unterschiedlicher Aussagekraft für die Beurteilung der Naturnähe abgeglichen werden. Zusätzlich soll der Effekt der Einführung eines frühsukzessiven Stadiums mit Pionierbaumarten, des klimabedingten Baumartenwechsels sowie der Anzahl der gewählten Naturnähestufen auf die aktuelle Naturnähebewertung quantifiziert und diskutiert werden. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen es ermöglichen, zukünftige Beurteilungen der Naturnähe hinsichtlich ihrer Aussagekraft und Repräsentanz besser einschätzen und vergleichen zu können.
Projektleitung
Universität Freiburg
Professur für Standorts- und Vegetationskunde
Tennenbacher Str. 4, 79085 Freiburg
Prof. Dr. Albert Reif
Tel: 0761/203 3683,
albert.reif(at) waldbau.uni-freiburg.de
Projektpartner
FVA Baden-Württemberg
Prof. Konstantin von Teuffel
Wonnhaldestraße 4, 79100 Freiburg
Institut für Vegetations- und Landschaftsökologie
Dr. Reiner Suck
Georg-Eger-Straße 1b, 91334 Hemhofen
Fördergeber
Bundesamt für Naturschutz
Konstantinstr. 110, 53179 Bonn
Betreuerin: Fr. Dr. Anke Höltermann
15.02.2023
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03.02.2022
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29.10.2021
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