Um die Gefährdung der verschiedenen Fischarten durch die Wasserkraft objektiv bewerten zu können, wird in diesem Projekt erstmals die Methode des Mortalitäts-Gefährdungs-Indexes auf Fische angewendet. Auf dieser Basis sollen dann artspezifische Tötungsrisiken an Wasserkraftanlagen eingeschätzt und die wesentlichen Einflussparameter ermittelt sowie unterschiedliche Wasserkrafttechnologien und Schutzvorrichtungen für Fische beurteilt werden.
Wasserkraftanlagen beeinträchtigen das Ökosystem der Gewässer: Sie wirken als Barriere und behindern die natürliche Wanderung von Fischen und anderen Wasserlebewesen. Um diese Beeinträchtigungen den Rechtsnormen entsprechend zu vermeiden, müssen naturschutzfachlich relevante Mortalitätsrisiken von weniger bedeutsamen bzw. planerisch vernachlässigbaren Individuenverlusten unterschieden werden können. Einige hierfür relevante populationsbiologische und naturschutzfachliche Kriterien und Parameter wurden im Rahmen des sog. Mortalitäts-Gefährdungs-Index (MGI) von Bernotat & Dierschke (2015) bereits für etliche Artengruppen nach einem einheitlichen Bewertungsansatz operationalisiert.
Ziel des Vorhabens ist es nun zunächst, diese naturschutzfachliche Operationalisierung auch für die in Deutschland heimischen Fischarten in vergleichbarer Weise durchzuführen. Darüber hinaus sollen konkrete Hinweise gegeben werden, wie Individuenverluste bzw. Tötungsrisiken vorhabentypspezifisch bewertet werden können. Ebenso sollen in dem Vorhaben die am Markt befindlichen Technologien (z. B. Kaplan-, Francis-, und andere Turbinen, Vertikal-/Horizontalrechen) vergleichend betrachtet werden. Technischen Maßnahmen zum Fischschutz und zum Fischabstieg (z. B. Vertikal-/Horizontalrechen, Bypasssysteme, Lockstromturbinen) sollen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit für verschiedene Fischarten bzw. -populationen beurteilt und die Einbeziehung standortspezifischer Risiken in die Bewertung abgeleitet werden.
Das Projekt soll unter anderem eine Einschätzung dazu geben, wie Individuenverluste im Artvergleich aus naturschutzfachlicher Sicht zu bewerten sind, so dass wasserbauliche Vorhaben besser hinsichtlich der zu erwartenden Mortalität bewertet werden können. Diese Erkenntnisse sind vor allem für die genehmigungsrechtliche Abarbeitung der naturschutzfachlichen Belange relevant. Datenrecherche, Literaturauswertung und Expertenbefragung zur Zusammenstellung des Datensatzes sollen bewertet und hierzu entsprechende Best-Practice-Beispiele aufgezeigt werden.
Die neue Arbeitshilfe zur Bewertung der Konfliktintensität von Wasserkraftanlagen stellt eine differenzierte und handhabbare Methodik zur fachlichen und rechtlichen Bewertung von Wasserkraftanlagen dar. Damit kann und muss jede Anlage und jede Konstellation standortbezogen betrachtet werden, um die massiven Eingriffe dieses Vorhabentyps auf die Gewässermorphologie und die Fischzönosen ausreichend differenziert und valide bewerten zu können.
Fachplanerische Bewertung der Mortalität von Fischen an Wasserkraftanlagen
BfN-Skripten 561 (2020)
Projektleitung
Forschungsverbund Berlin e.V.
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Müggelseedamm 310, 12587 Berlin
Dr. Christian Wolter
Tel: 030/64181633,
wolter(at) igb-berlin.de
Dr. Jörn Gessner
Tel.: 030/64181626
sturgeon(at) igb-berlin.de
Fördergeber
Bundesamt für Naturschutz
FG II 4.2 Eingriffsregelung, Verkehrswegeplanung
Alte Messe 6, 04013 Leipzig
Dirk Bernotat
Tel: 0341/30977-140
dirk.bernotat(at) bfn.de
Friedhelm Igel
Tel: 0341/30977-165
friedhelm.Igel(at) bfn.de
13.02.2023
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26.10.2022
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03.02.2022
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