Energiewende

OWP - Seevögel

Projekttitel: Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland: Auswirkungen auf Seevögel in Nord- und Ostsee (OWP-Seevögel)

Im Fokus

  • Effekte von Offshore-Windparks (OWP) auf Seevogelarten in Nord- und Ostsee
  • Bewertung der Verschiebung von Verbreitungsschwerpunkten und Verlust von Lebensraum
  • Modellansätze mit großer Datengrundlage für den Zeitraum 2000-2020

Kontakt

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Forschungs- und Technologiezentrum Westküste (FTZ)
Hafentörn 1,
25761 Büsum
Prof. Dr. Stefan Garthe
Tel: 04834/604-116
garthe(at)avoid-unrequested-mailsftz-west.uni-kiel.de

Förderung

FKZ 3520 86 0100
Laufzeit: 01.12.2020 – 30.05.2024

Das Projekt „Ausbau der Offshore?Windenergie in Deutschland: Auswirkungen auf Seevögel in Nord- und Ostsee“ (OWP-Seevögel) hat zum Ziel genauer zu untersuchen wie in Betrieb befindliche Offshore Windparks auf das Vorkommen verschiedener Seevogelarten wirken. Mögliche Effekte betreffen Individuen, die die deutsche Nord- und Ostsee als Rast-, Überwinterungs- und/oder Mausergebiet nutzen, aber auch Brutvögel an den Küsten der Meeresgebiete.

Hintergrund

Deutsche Meeresgebiete werden intensiv durch den Menschen genutzt. Die für menschliche Aktivitäten beanspruchte Fläche in Nord- und Ostsee ist während der letzten Jahre durch den Bau zahlreicher Offshore-Windparks (OWP) deutlich angestiegen. Aktuell plant die Bundesregierung zudem den Ausbau großflächiger OWP, bis zum Jahr 2045 sollen mindestens 70 Gigawatt (GW) an Offshore-Windenergie in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone installiert werden, aktuell sind ca. 8 GW in der deutschen Nord- und Ostsee in Betrieb. Die für menschliche Aktivitäten beanspruchte Fläche wird daher voraussichtlich auch in Zukunft stark zunehmen. Hierdurch ergibt sich eine große räumliche Überlappung mit Bereichen, die der marinen Tierwelt als Nahrungs- oder Rastgebiete dienen.

Das Projekt

Das Projekt hat zum Ziel genauer zu untersuchen wie in Betrieb befindliche Offshore Windparks auf das Vorkommen verschiedener Seevogelarten wirken. Mögliche Effekte betreffen Individuen, die die deutsche Nord- und Ostsee als Rast-, Überwinterungs- und/oder Mausergebiet nutzen, aber auch Brutvögel an den Küsten der Meeresgebiete.

Zu den potentiellen Effekten der OWP auf verschiedene Seevogelarten gehören u.a. Verschiebungen von Verbreitungsschwerpunkten und Verlust von Lebensraum durch Meidung der OWP, Zerschneidung häufig genutzter Flugrouten zwischen Brutkolonie und Nahrungsgründen, tödliche Kollisionen mit den Anlagen, Anlockung durch z.B. Möglichkeiten zur Rast auf den Anlagen und Entwicklung neuer Nahrungsressourcen durch veränderte Habitatstruktur. Unbekannt war bislang u.a., welchen Effekt die Gesamtheit der in deutschen Gewässern in Betrieb befindlichen OWP auf das Vorkommen von Seevögeln hat und welche möglichen Effekte durch den zukünftigen Ausbau zu erwarten sind.

Um diese Fragen zu beantworten wurden im Rahmen des Projektes verschiedene Modellansätze entwickelt. Als Datengrundlage dienten alle für den Zeitraum der Jahre 2000-2020 verfügbaren Datensätze zum Vorkommen von Seevögeln in deutschen Gewässern, aus Forschungsvorhaben, des marinen Biodiversitätsmonitorings, sowie der an OWP durchzuführenden Umweltmonitorings. Die Analysen zeigten, dass neben der sehr empfindlichen Artengruppe der Seetaucher (Sterntaucher - Gavia stellata und Prachttaucher - Gavia arctica, Garthe et al. 2023) auch andere, häufigere Seevogelarten, insbesondere Trottellummen (Uria aalge, Peschko et al. 2024), aber auch Eissturmvögel (Fulmarus glacialis), Basstölpel (Morus bassanus) und Tordalke (Alca torda) mit teilweise starker und weiträumiger Meidung auf OWP reagierten. Die bislang untersuchten Möwenarten, Dreizehenmöwe (Rissa tridactyla) und Heringsmöwe (Larus fuscus), zeigten je nach Jahreszeit unterschiedliche Reaktionen, die von deutlicher Meidung der OWP bis hin zu Anlockung durch die OWP reichten.

Eine Prognose zukünftiger Effekte durch den geplanten OWP-Ausbau ergab, dass ca. 70 % der im Herbst in der deutschen Nordsee vorkommenden Trottellummen von Habitatverlust betroffen wären, wenn alle bislang in der Marinen Raumordnung geplanten OWP-Flächen ausgebaut würden. In dieser Jahreszeit sind die größten Vorkommen von Trottellummen in der deutschen Nordsee präsent, sodass allein durch den Ausbau in der deutschen Nordsee insgesamt ca. 2,5-3 % der Europäischen Population von Habitatverlust betroffen wären.

Ausblick

Die im Projekt „OWP-Seevögel“ erzielten Ergebnisse zeigen, dass verschiedene Seevogelarten sensibel auf in Betrieb befindliche OWP in deutschen Gewässern reagieren. Es sind daher bereits deutliche Effekte durch den aktuellen OWP-Ausbau nachweisbar, insbesondere durch den zukünftigen Ausbau sind jedoch starke Effekte zu erwarten. Um die Auswirkungen des anstehenden Ausbaus der Offshore-Windenergie umfassend abschätzen zu können ist es jedoch von grundlegender Bedeutung entsprechende Analysen für weitere Seevogelarten in der Nordsee und das Seevogelvorkommen in der Ostsee durchzuführen. Darüber hinaus ist es notwendig Studien zu Minderungsmaßnahmen, zu möglichen Gewöhnungseffekten und zu Effekten auf internationaler Ebene durchzuführen um die Sensitivität der verschiedenen Arten gegenüber OWP bei der Planung zukünftiger Flächen berücksichtigen zu können.

Projektpartner

Projektpartner

Projektleitung 
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Forschungs- und Technologiezentrum Westküste (FTZ)
Hafentörn 1, 25761 Büsum
Prof. Dr. Stefan Garthe
Tel: 04834/604-116
garthe(at)avoid-unrequested-mailsftz-west.uni-kiel.de

Projektpartner 
Bionum GmbH
Finkenwerder Norderdeich 15 A
21129 Hamburg
info(at)avoid-unrequested-mailsbionum.de

Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) e.V.
An den Speichern 2
48157 Münster
info(at)avoid-unrequested-mailsdda-web.de

Gavia EcoResearch
Tönnhäuser Dorfstr. 20
21423 Winsen (Luhe)

Fördergeber
Bundesamt für Naturschutz
Außenstelle Insel Vilm
Fachgebiet II 3.3: Menschliche Einflüsse, ökologische Fragen bei marinen Vorhaben
18581 Putbus/Rügen
Dr. Sandra Vardeh
Sandra.Vardeh(at)avoid-unrequested-mailsBfN.de

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