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Das Projekt sucht die Balance zwischen den wirtschaftlich-technischen Anforderungen an die zukünftigen Standorte erneuerbarer Energien und einer möglichst naturverträglichen Entwicklung dieser. Untersucht werden daher die auf Bundesebene diskutierten alternativen Szenarien des Ausbaus erneuerbarer Energien unter besonderer Berücksichtigung von Natur und Landschaft.
Der weitere Ausbau erneuerbarer Energien führt zu einem steigenden Transformationsdruck in immer mehr Landschaftsteilen Deutschlands. Unter anderem deshalb lässt die eigentlich breite Zustimmung zur "Energiewende" momentan nach, wie die aktuelle öffentliche Debatte zeigt. Die Umsetzung der Energiewende muss daher möglichst weitgehend im Einklang mit den Belangen des Natur- und Landschaftsschutzes erfolgen.
Zielstellung des Vorhabens ist die Unterstützung praxisrelevanter Entscheidungen, die zu einem möglichst natur- und landschaftsverträglichen weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien führen.
Dafür werden verschiedene Szenarien des EE-Ausbaus in Hinblick auf ihre Auswirkungen auf den Naturschutz und auf repräsentative Landschaftsräume bewertet und miteinander verglichen. Das Augenmerk liegt auf dem Szenario eines dezentralen, verbrauchsnahen Ausbaus und einem Szenario des Ausbaus an Effizienzstandorten.
Die regionalen Effekte der übergeordneten Ausbauszenarien sollen durch Fallstudien anhand repräsentativer Landschaftsräume visuell veranschaulicht und in einer wahrnehmungspsychologischen Studie untersucht werden.
Ausgehend von den Szenarien der Agora-Energiewende werden aus Bundessicht mögliche Ausbauvarianten hinsichtlich ihres Konfliktpotenzials mit den Belangen von Natur und Landschaft analysiert und bewertet. Beispielsweise werden die "besten Standorte" und die "verbrauchernahe Erzeugung" für verschiedene Vorhaben analysiert. Dazu werden die politisch aktuell diskutierten Ausbauszenarien in den Raum projiziert. So ist das Ausmaß der möglichen Konflikte mit den dort ausgeprägten Belangen des Naturschutzes besser einzuschätzen.
Die mit den verschiedenen Szenarien verbundenen naturschutzfachlichen und landschaftsplanerischen Konfliktpotenziale sollen durch diese Analysen prognostiziert und bewertet werden können. Diese Analyse erfolgt bundesweit anhand der verschiedenen Datensets und mit Unterstützung des GIS-Systems. In Bezug auf die ausgewählten "Stellvertreter-Landschaften" werden die auf bundesweiter Ebene ermittelten Ergebnisse dann noch genauer durchleuchtet.
Dazu wird eine geeignete Methode entwickelt, welche die Konfliktrisiken hinsichtlich der Biodiversität, des Naturhaushaltes sowie des Landschaftsbildes und der Erholungsfunktion der Landschaft für vergleichende Bewertungen nachvollziehbar ermittelt und für die Bundesebene verwertbar macht. Ausgangspunkt für die empirische Forschung ist die Identifikation von konkreten "Stellvertreter-Landschaften", die für die typischen Landschaften der Bundesrepublik stehen. Um die Wirkung veränderter Landschaften bewerten zu können, werden Visualisierungen der Szenarien auf den Stellvertreterlandschaften entwickelt und Laien zur Bewertung vorgelegt. Dabei wird im Rahmen einer wahrnehmungspsychologischen Pilotstudie das Eye-Tracking und weitere (umwelt-)psychologische Methoden eingesetzt, um eine erste Qualifizierung der landschaftsbildbezogenen Bewertungen unterschiedlicher Szenarien erarbeiten zu können. In verschiedenen Stufen werden empirische Umfragen mit unterschiedlichen Zielgruppen durchgeführt. Die Online-Studie (Laufzeit August bis Oktober 2017) richtet sich an die interessierte Öffentlichkeit.
Mit Hilfe der Ergebnisse der Bewertung von Landschaftsbildaspekten der „Stellvertreter-Landschaften“ werden die bundesweiten Geodaten weiter qualifiziert. Damit wird im abschließenden Teil des Vorhabens die naturschutzfachliche Gesamtbeurteilung hinsichtlich der Kategorien Biodiversität und Naturhaushalt sowie Landschaftsästhetik geschärft.
Begleitende Workshops sollen sowohl der kritischen Überprüfung entwickelter Methodenvorschläge dienen, als auch einen breiteren fachlichen und öffentlichen Diskurs fördern.
Anhand verschiedener Szenarien konnten in dem Forschungsvorhaben bislang die Auswirkungen von verbrauchsnahen, wirtschaftlich orientierten und naturschutzoptimierten Verteilungen von WEA auf Natur und Landschaft bewertet werden. Ziel ist es, aus diesen Erkenntnissen Handlungsempfehlungen für zukünftige Entscheidungsprozesse abzuleiten und eine natur- und landschaftsverträgliche Energiewende zu ermöglichen. Zudem soll die entwickelte Herangehensweise auch für untergeordnete Planungsebenen eine mögliche Handlungsoption darstellen, um zukünftige Entwicklungen abschätzen zu können.
Mittels einer eigens entwickelten GIS-basierten Bewertung des Schutzguts Landschaft wurden Konfliktrisiken für die Landschaft gegenüber dem Zubau von WEA auf der gesamten Bundesebene ermittelt. Eine Online- und eine Eye-Tracking-Studie wurden zudem erfolgreich durchgeführt und liefern neue Erkenntnisse zur Wahrnehmung und Bewertung von Landschaften. Durch den Vergleich der in der Befragung erhobenen Daten mit den computergenerierten Daten konnte die GIS-basierte Bewertung überprüft werden.
Die Auswertungen zeigen, dass es bei der für 2035 angestrebten Energiemenge von rund 270 TWh Strom aus Windenergieanlagen an Land einen erheblichen Spielraum für einen natur- und landschaftsverträglichen Ausbau gibt.
Szenarien für den Ausbau der erneuerbaren Energien aus Naturschutzsicht
BfN-Skripten 570 (2020)
Natur- und Landschaftsschutz: GIS-gestützte Szenarien zur Windenergie
PraxisINFO 2 (2020)
Projektleitung
Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe
Fachbereich Landschaftsarchitektur und Umweltplanung
Fachgebiet Landschaftsplanung und Erholungsvorsorge
An der Wilhelmshöhe 44, 37671 Höxter
Prof. Dr. Boris Stemmer
Tel: 05271 / 687 – 7504
boris.stemmer(at) hs-owl.de
Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE) Kassel
Abteilung Energiewirtschaft und Systemdesign – Gruppe Szenarien und Systemmodellierung
Königstor 59, 34119 Kassel
Dr. rer. nat. Carsten Pape
Tel: 0561 / 7294 - 265
Carsten.Pape(at) iwes.fraunhofer.de
Projektpartner
Bosch & Partner GmbH
Kantstraße 63a, 10627 Berlin
Dr. Wolfgang Peters
Tel: 030 / 609 44 88 – 60
w.peters(at) boschpartner.de
Lenné3D
Meisenstraße 65, 33607 Bielefeld
Jochen Mülder
Tel: 0521 / 949 37 - 323
info(at) lenne3d.com
PSY:PLAN Institut für Umwelt- und Architekturpsychologie
Moczek + Rambow GbR
Libauer Straße 14, 10245 Berlin
Nicola Moczek
Tel: 030 / 2935 0521
post(at) psyplan.de
Dipl.-Ing. (FH) Christian Westarp
Christian.Westarp(at) gmx.de
Fördergeber
Bundesamt für Naturschutz
FG II 4.3 Naturschutz und erneuerbare Energien, Geschäftsstelle Kompetenzzentrum erneuerbare Energien und Naturschutz
Alte Messe 6, 04013 Leipzig
Kathrin Ammermann
Tel: 0341/30977-160
kathrin.ammermann(at) bfn.de
Lehmann, P; Ammermann, K., Stemmer, B., et al, "Managing spatial sustainability trade-offs: The case of wind power", Ecological Economics, Volume 185, July 2021, 107029
15.02.2023
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11.10.2022
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03.02.2022
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