Während die Gefährdung durch große Windenergieanlagen für Fledermäuse mittlerweile nachgewiesen ist, besteht in Bezug auf die kleinen Windenergieanlagen (KWEA) noch Unsicherheit. Anhand eines Vorher-Nachher Vergleiches sollen an sechs Standorten in Süddeutschland das Fledermausverhalten während der ersten Tage der Inbetriebnahme mit einer 3D-Infrarotkamera, einer Echtzeit-Wärmebildkamera und akustischen Erfassungen dokumentiert werden.
Mit dem Vorgängerprojekt "Berücksichtigung von Artenschutzbelangen bei der Errichtung von Kleinwindenergieanlagen" (FKZ 3515 83 0200) wurden erstmals in größerem Umfang Grundlagendaten zu den Auswirkungen von Kleinwindenergieanlagen erhoben. Die gewonnenen Erkenntnisse lassen sich aber nur schwer verallgemeinern, da die Untersuchung nur an bereits bestehenden KWEA und nur in Schleswig-Holstein durchgeführt wurde. Möglicherweise ist die Kollisionsgefahr an Standorten mit höherer Fledermausaktivität und anderem Artenspektrum erhöht, insbesondere direkt nach der Errichtung einer KWEA. Hier knüpft das Folgeprojekt in Süddeutschland an: Anhand eines Vorher-Nachher Vergleiches sollen an sechs Standorten das Fledermausverhalten während der ersten Tage der Inbetriebnahme mit einer 3D-Infrarotkamera, einer Echtzeit-Wärmebildkamera und akustischen Erfassungen dokumentiert werden. Damit keine Fledermäuse zu Schaden kommen, werden die Anlagen mit Abfangnetzen versehen und umgehend ausgeschalte, sobald ein erhöhtes Risiko ersichtlich ist. Die Anlagen werden nur während der Feldstudie unter dauerhaften Anwesenheit von mind. zwei Mitarbeitern betrieben.
Ziel ist es, herauszufinden, ob und unter welchen Bedingungen Fledermäuse an KWEA kollidieren können. Wir streben hier nicht nur eine räumlich-geographische Erweiterung des Ursprungsprojektes an, sondern versuchen zugleich auch eine präzisere Abschätzung möglicher Gefährdungen einer Kleinwindenergieanlage auf Fledermäuse. Durch die Auswahl von insgesamt sechs Standorten für die Beobachtungen über einen Zeitraum von jeweils bis zu fünf Tagen können verschiedene Arten berücksichtigt werden. Die Ergebnisse sollen zu einem verbesserten Verständnis möglicher Gefahren von KWEA für Fledermäuse beitragen. Sie sollen eine solide Datengrundlage für eine sachgerechte Beurteilung von Gefährdungslagen in der Planungs- und Genehmigungspraxis bereitstellen.
Die Ergebnisse zeigen, dass trotz der allgemein guten Fähigkeit von Fledermäusen, den sich bewegenden Rotorblättern auszuweichen, Fledermausverluste an KWEA, die an Orten mit hoher Fledermausaktivität platziert sind, die aktuellen Schwellenwerte für große Windkraftanlagen erreichen oder überschreiten können. Da KWEA weniger Energie liefern als große Anlagen, sollten ihre negativen Auswirkungen auf Fledermäuse durch Vermeidungsmaßnahmen wie eine fledermausfreundliche Standortwahl oder Abschaltalgorithmen minimiert werden.
Freiburger Institut für Angewandte Tierökologie (FRINAT)
Dunantstraße 9, 79110 Freiburg
Dr. Stefanie Hartmann,
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Dr. Robert Brinkmann
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Dipl.-Ing. Klaus Hochradel,
Institut für Mess- und Sensortechnik, UMIT
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07.11.2024
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