Die Nordsee wird jedes Jahr von Millionen von Singvögeln auf ihren Wanderbewegungen zwischen Überwinterungs- und Brutgebieten überflogen. Im Hinblick auf den massiven Ausbau der Offshore-Windkraft ist dieses Verhalten aber noch wenig verstanden. Denn je genauer wir den Vogelzug in der Deutschen Bucht verstehen, desto besser können wir die Risiken einschätzen, denen die Zugvögel ausgesetzt sind, wenn sich die Bedingungen auf ihrem Weg ändern, wie durch die Offshore-Windkraftanlagen.
Singvögel wandern jedes Jahr zwischen ihren Brutgebieten in Nordeuropa und ihren Überwinterungsgebieten in Südeuropa und Afrika. Bei der Wanderung queren sie auch Meeresgebiete wie die Nordsee. Da die durchschnittliche Flughöhe über dem Meer deutlich niedriger ist als über Land, bergen Offshore Windkraftanlagen – insbesondere bei eingeschränkten Sichtbedingungen – ein potentielles Kollisionsrisiko. Wie viele Singvögel, welche Arten und welche Populationen überhaupt über das Meer fliegen, ist bislang allerdings weitgehend unbekannt. Deswegen steht im Zentrum dieser Studie die Erforschung der kleinräumigen Flugwege und Bewegungsmuster von Singvögeln während der Wanderung. Im Fokus steht dabei, die Präferenzen für einen Flug über das Meer und die damit in Zusammenhang stehenden Umweltbedingungen zu verstehen. Es soll geklärt werden, wie groß der Anteil der Vögel ist, die die Nordsee überqueren im Gegensatz zu denen, die der Küstenlinie folgen.
Dazu werden wildlebende Singvögel mit kleinen und sehr leichten Sendern versehen, die wie ein Rucksack angebracht werden und nach einigen Wochen wieder abfallen. Diese Sender emittieren ein bestimmtes Radiosignal, welches mit eigens dafür errichteten Antennen an der Nordseeküste empfangen werden kann (Motus Wildlife Tracking System). Somit können die Flugwege der einzelnen Vögel sowohl zeitlich als auch räumlich relativ genau verfolgt werden. Die GPS-Technologie, wie wir sie aus Navigationsgeräten oder im Mobiltelefon kennen, ist heutzutage für kleine Singvögel immer noch deutlich zu schwer. Aus den Flugwegen kann abgeschätzt werden, welcher Anteil der Population über das Meer fliegt und somit im Konflikt mit Offshore-Windkraft stehen könnte. Es können zudem die Umweltbedingungen (z. B. Windstärke und -richtung, Niederschlag, Luftdruckänderungen) analysiert werden, die Vögel dazu motivieren, über das Meer zu fliegen.
Ein zweiter Teil dieses Kooperationsprojektes – in dem Großvögel von Gänsen über Seevögel bis hin zu Limikolen bearbeitet werden – ist am Forschungs- und Technologiezentrum Westküste (FTZ) der Universität Kiel angesiedelt und wird von der Arbeitsgruppe von Prof. Stefan Garthe bearbeitet.
Schlussendlich können diese Erkenntnisse dazu beitragen, effektive Vermeidungs- und Artenhilfsmaßnahmen zu entwickeln, um die Auswirkungen des Ausbaus erneuerbarer Energien auf die Vögel so gering wie möglich zu halten.
Dieses Projekt baut auf den Projekten BIRDMOVE (2016-2019) und TRACKBIRD (2019-2023) auf, welche durch das Institut für Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“ von Dr. Ommo Hüppop und ebenfalls durch das Forschungs- und Technologiezentrum Westküste abgeschlossen wurden.
Projektleitung
Prof. Dr. Heiko Schmaljohann
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Institut für Biologie und Umweltwissenschaften – A1
Arebitsgruppe Migrationsökologie
Postfach 5634
26046 Oldenburg
Tel: 0441-798-3332
Heiko.Schmaljohann(at) uol.de
Projektpartner
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Forschungs- und Technologiezentrum Westküste (FTZ)
Hafentörn 1, 25761 Büsum
Prof. Dr. Stefan Garthe
Tel: 04834/604-116
garthe(at) ftz-west.uni-kiel.de
Fördergeber
Bundesamt für Naturschutz
Standort Insel Vilm
FG II 3.2 Menschliche Einflüsse, ökologische Fragen bei marinen Vorhaben
18581 Putbus/Rügen
Dr. Andreas Dänhardt
Tel. 038301 86-207
Andreas.Daenhardt(at) bfn.de
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