Das Windenergieforschungscluster Süd (WindForS) wird im Jahr 2023 auf der Schwäbischen Alb das erste Windenergietestfeld im komplexen Gelände im Binnenland in Betrieb nehmen. Das Testfeld WINSENT wird auch der Naturschutzforschung zur Verfügung stehen. Im Mittelpunkt stehen Untersuchungen zu Vögeln und Fledermäusen. Dabei wird das Testfeld auch schon vor seiner Inbetriebnahme für erste Forschungsarbeiten, die noch nicht auf die Windenergieanlagen angewiesen sind, genutzt und auf die schon errichteten Windmessmasten mit ihrer umfangreichen messtechnischen Ausstattung zurückgegriffen.
Das Vorhaben „NatForWINSENT II – Phase 1: Voruntersuchungen“ verfolgt das zentrale Ziel, das Windenergietestfeld sowohl für die Entwicklung und den Test von Vermeidungsmaßnahmen für Vögel und Fledermäuse zu nutzen als auch Wissenslücken im Verhalten von Tieren gegenüber Windenergieanlagen zu schließen. Entsprechende Forschungskonzepte, die die besonderen Gegebenheiten des Testfelds (zwei Forschungswindenergieanlagen, vier Windmessmasten gleicher Höhe jeweils vor und hinter den Anlagen, umfassende Messeinrichtungen) nutzen, wurden im Rahmen des Vorläuferprojekts NatForWINSENT I) entwickelt und mit einschlägigen Experten abgestimmt. Wesentliche Bestandteile dieser Konzepte wurden im Rahmen des Vorhabens nun umgesetzt. Im besonderen Fokus stehen bei der Umsetzung der Naturschutzforschung Maßnahmen zum Schutz windenergieempfindlicher Greifvogelarten, für die die Windenergienutzung eine potenzielle Gefährdung darstellt. Dies betrifft zum Beispiel den Rotmilan, der im Untersuchungsgebiet auch vorkommt. Die Naturschutzforschung am Windenergietestfeld an Land ist in zwei Phasen, Untersuchungen ohne und mit Windenergieanlagen, eingeteilt. Dieses Vorhaben umfasst die Zeit vor Errichtung der Forschungs-Windenergieanlagen und dient primär der Aufnahme von Basisdaten, die Grundlagen für spätere Vergleiche bieten sollen.
Mehrere Rotmilane sollen mit GPS-Sendern ausgestattet werden. Im Rahmen des Vorhabens werden deren Bewegungen fortlaufend erfasst und ausgewertet. Parallel wird ein Radargerät installiert, das den Luftraum des Testfeldgebiets kontinuierlich hinsichtlich Vogelbewegungen überwacht. Mit Hilfe einer Verschneidung der Bewegungsdaten mit den umfassenden im Testfeld erhobenen meteorologischen Daten wie Windgeschwindigkeit, Temperatur, Sichtweite u.a. aber auch der optischen Erfassung von Landnutzungsaktivitäten sollen Abhängigkeiten der Aktivität der Vögel von diesen Parametern untersucht werden. Eine Frage, die verfolgt werden soll ist beispielsweise, ob sich Hinweise auf die mögliche Entwicklung von Abschaltalgorithmen bezogen auf meteorologische Messdaten ergeben.
Für die zahlreichen inzwischen diskutierten oder bereits am Markt verfügbaren technischen Vermeidungssysteme, die auf einer Detektion von Vögeln basieren, wird zudem ein auf dem Testfeld anwendungsfähiges Testkonzept entwickelt. Ziel der Tests soll die Definition möglichst allgemeingültiger Anforderungen an solche Systeme sein. Parallel dazu wird in einem Teilvorhaben (BirdRecorder) an der Entwicklung und Erprobung eines Systems zur automatisierten, artspezifischen Erfassung von windkraftsensiblen Vogelarten gearbeitet.
Auch die Fledermausaktivitäten werden akustisch an allen vier Messmasten sowie später an den Windenergieanlagen in vier verschiedenen Höhen permanent erfasst und zur Untersuchung möglicher Weiterentwicklungen von Abschaltalgorithmen mit den meteorologischen Daten verschnitten.
Für die dreidimensionale Erfassung der Flugbewegungen wird ein Stereo-Wärmebildkamerasystem entwickelt. Für eine möglichst automatisierte Erfassung von Schlagopfern (Fledermäuse und Vögel) erfolgt die Konzepterstellung eines spezifizierten Detektionssystems. Konzipiert werden soll ebenfalls eine automatisierte Erfassung der Insektenabundanz in verschiedenen Höhen mit Hilfe von Insekten-Fotofallen.
Das Projekt erweitert zum einen die Erkenntnisse zum Vorkommen und Verhalten von Vögeln und Fledermäusen sowie Abundanz von Insekten und liefert zum anderen die Grundlagen für die Entwicklung, Erprobung und Weiterentwicklung von insbesondere technischen Vermeidungsmaßnahmen für Vögel und Fledermäuse (Phase 2 des Vorhabens). Dies fließt in aktuelle Überlegungen zu Anforderungen an Vermeidungsmaßnahmen und deren Anwendung ein und stellt damit einen wichtigen Baustein für eine möglichst naturverträgliche Energiewende in Deutschland dar.
Die zahlreichen Ergebnisse der Untersuchungen vor Errichtung der Forschungs-Windenergieanlagen (Phase 1) für die verschiedenen Forschungsmodule (Vögel, Fledermäuse, Wärmebildtechnik und Insektenabundanz) und die Entwicklung des Kamerasystems BirdRecorder wurden in zwei BfN-Schriften veröffentlicht.
Janine Aschwanden, Herbert Stark, Felix Liechti, "Flight behaviour of Red Kites within their breeding area in relation to local weather variables: Conclusions with regard to wind turbine collision", Journal of Applied Ecology, August 2024, doi.org/10.1111/1365-2664.14739
Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW)
Fachgebiet Systemanalyse
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Dr. Frank Musiol
Tel: 0711 7870-217
frank.musiol(at) zsw-bw.de
Schweizerische Vogelwarte
Seerose 1
CH- 6204 Sempach
Dr. Janine Aschwanden
janine.aschwanden(at) vogelwarte.ch
Freiburger Institut für Angewandte Tierökologie GmbH (FrInaT)
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79110 Freiburg
Dr. Robert Brinkmann
brinkmann(at) frinat.de
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Dipl.-Ing. Klaus Hochradel
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Dr. Hendrik Reers
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Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Lissak
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bio-scouting Thomas Klingseis
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Dipl.-Biol. Thomas Klingseis
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Dr. Herbert Stark
Reichenau
herbert_stark(at) t-online.de
Bundesamt für Naturschutz
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Jens Ponitka
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